Gartz / Oder
Darf man über eine Stadt schlecht reden? Mir hat niemand was getan aber der erste Eindruck ist manchmal eine Aussage wert. Gartz liegt in landschaftlich schöner Gegend - um genauer zu sein im niederen Oderbruch. Abends kann man über riesige Wiesen und Auen blicken auf denen Schwärme von Gänsen landen. Es sieht ein wenig aus wie eine computergenerierte Landschaft in "Herr der Ringe", in der man es mit Vögeln etwas übertrieben hat. Ich weis nicht viel über Gartz. Das Kirchendach fehlt - vermutlich wurde im 2. Weltkrieg stark gekämpft. Eine Unmenge von Einschusslöchern legt Zeugnis davon ab. Es gibt einen Supermarkt. Polen ist nicht weit. An einem Neubaublock steht "Pommersche Straße". Das Schild darunter ist rot durchgestrichen: "Ernst Thälmann-Straße". Es gibt einen kleinen Platz mit einer verwaisten Bushaltestelle - ein Baustoffmarkt - keine Menschen. Werbung für Dienstleistungen wie "Hand auflegen". Ein Fleischer. Ein lehrstehender Tschiboladen mit einem Schild, welches zur Vermietung auffordert - 2-sprachig: deutsch und polnisch. Wenn ich mich nicht irre, war die Immobilienfirma eine polnische.Es sieht aus, als wäre Anfang der 90-er ein Hauch von Wende durch den Ort geeilt, der letztlich aber auch alles an Hoffnung mitgenommen hat. Vielleicht trügt der Schein - aber ich wünschte, die Leute dort könnten Heu zu Gold spinnen. Denn Heu gibt es genug. Die riesigen landwirtschaftlichen Flächen gehören ...? Gab es hier 1945 eine Bodenreform, die alle mit einem Fleckchen Land und Arbeit versorgte? Wer ist Schuld an dem Zustand. An einer Ruine am Ortseingang steht "Atomkraft nein Danke". Ist dort ein Atomkraftwerk geplant und die Umsiedlung findet gerade statt? Ich versteh das alles nicht und ich bin auch zu uninformiert und naiv, mir auf die Bilder einen Reim zu machen.